StartHub Hessen
14.09.2021

Alle Ladestationen auf einen Blick

Innocept entwickelt eine Plattform, auf der privat und gewerblich genutzte Ladestationen öffentlich zugänglich geschaltet werden. Gründer Masih Akbar erzählt im Interview von den Plänen.

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Womit „innocept“ zukünftig Geld verdienen will, erklärt Masih Akbar in einem Gespräch. Er ist bei „innocept“ zuständig für die Geschäftsstrategie und die Finanzkommunikation. Und schon das Vorgespräch war gespickt mit Stolpersteinen.

Masih, Warum darf ich euer System eigentlich nicht „AirBnB für Elektroauto-Ladestationen“ in diesem Interview nennen? Eigentlich trifft es das, was „innocept“ machen wird, doch ganz gut. Also: Was ist so schlimm an dieser Bezeichnung?

Akbar: Wir hatten es zunächst auch so genannt, haben uns aber sehr schnell dagegen entschieden.

Warum das?

Akbar: Es liegt daran, dass AirBnB die Sharing Economy sehr stark geprägt hat. Seitdem nennt sich jedes zweite Sharing-Start-Up „AirBnB für XY“.

Es gäbe dann kein Alleinstellungsmerkmal, wenn ihr euch so bezeichnen würdet?

Akbar: Genau.

Dann bezeichne ich euer Produkt jetzt nicht mehr so. Sag mir bitte: Wie funktioniert euerProdukt?

Akbar: Im Endeffekt entwickeln wir eine Community-Plattform, auf der privat und gewerblich genutzte Ladestationen öffentlich zugänglich geschaltet werden. Das heißt: Ladestationen, die ursprünglich nur für eine begrenzte Menge an Elektrofahrzeugen genutzt wurden, werden zu bestimmten Öffnungszeiten in eine öffentliche Ladestation umgewandelt – und auf unserer Plattform mit dem Netzwerk geteilt. Wir entwickeln dafür die Software, werden die Plattform zur Verfügung stellen und bringen dort Angebot und Nachfrage zusammen.

Was ist das Besondere daran?

Akbar: Der größte Vorteil in unserem Konzept ist, dass wir keine Investitionen tätigen müssen. Das heißt: Eigentlich müsste für eine öffentliche Ladestation ein öffentlicher Parkplatz gemietet, die Ladestation gekauft und installiert und zur Verfügung gestellt werden. Unsere Wettbewerber machen das so. Das alles ist sehr kostenintensiv und einer der Gründe, weshalb wir in der Ladeinfrastruktur so hinterher sind. Bei uns sieht das anders aus: Wir investieren weder in Ladestationen, noch in Parkplätze, noch in die Installation oder Inbetriebnahme. „innocept“ stellt die Software zur Verfügung, mit der es möglich ist, meist schon vorhandene und eigentlich privat genutzte Ladestationen auf unserer Plattform öffentlich anzubieten. Damit erweitern wir die öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektroautos um ein Vielfaches.

Ich vermute mal, dass ihr Gewinne erzielen werdet, indem ihr prozentual an den Einnahmen beteiligt werdet, die durch die Vermietung zustande kommt – Vermittlungsgebühren, nehme ich an?

Akbar: Genau, richtig. Unser Geschäftsmodell sieht so aus, dass wir zum einen Gebühren für die Nutzung der Software einnehmen, die aber einen sehr kleinen Teil ausmachen werden. Wir möchten nämlich sichergehen, dass der Anbieter der Ladestation von unserem System in jeder Situation profitiert. Den größeren Teil werden wir dadurch erhalten, dass wir eine Provision für den geladenen Strompreis einkalkulieren.

Ich stelle mir das so vor: Ich öffne Ihre App und schaue, ob jemand in meiner Umgebung eine Ladestation zur Verfügung stellt. Und dort kann ich dann hinfahren, mich einloggen und das Auto aufladen. Ist meine Vorstellung nah dran, wie euer Service sein wird? Oder ist es etwas zu naiv gedacht?

Akbar: Das ist tatsächlich sehr gut zusammengefasst. Naiv gedacht ist es in dem Sinne nicht, weil wir unsererseits darauf achten, dass es einfach gehalten wird. Man schaut wo die nächste Ladestation ist, fährt dort hin, schaltet frei – und lädt. Was ich jedoch noch hinzufügen möchte: Für uns persönlich ist es ganz wichtig, dass wir kein Parallelnetzwerk aufbauen werden.


Innocept-Mitgründer Masih Akbar. Bild: Privat.
Innocept-Mitgründer Masih Akbar. Bild: Privat.

Was heißt das?

Akbar: Einfach erklärt: Schauen wir mal in die Niederlande. Dort kann jede einzelne öffentliche Ladestation von jedem Elektroautofahrer genutzt werden. Da ist es egal, bei welchem Anbieter Sie sind. Hier in Deutschland haben wir das bisher noch nicht hinbekommen. Der E-Fahrer in Deutschland hat verschiedene Lade-Apps oder Ladekarten mit verschiedenen Ladeverzeichnissen. Er sieht dann auch nicht, wie viele Ladestationen es wirklich in der Umgebung gibt, sondern nur die seines gerade genutzten Anbieters.

Klingt kompliziert.

Akbar: Ist es auch. Deshalb möchten wir jetzt nicht noch ein Parallelnetzwerk bilden, das nur für sich funktioniert. Wir werden in Netzwerke beitreten um jedem unseren Service anbieten zu können, unabhängig vom Anbieter.

Ach so: Die Firma „innocept“ ist natürlich keine One-Man-Show. Wer gehört noch zum Team?

Akbar: Das ist eine super Frage! „innocept“ besteht aus vier Mitgründern. Ich bin für die wirtschaftlichen Aspekte und auch für das Produktkonzept zuständig. Hinzu kommt ein IT-Team – das sind Ilya Klyashtornyy, Alexander Busch und Puja Saki, aktive und ehemalige Studenten der TU Darmstadt, Kommilitonen von mir. Mehr als technikaffine Kollegen! Das gesamte Team ist auch strategisch sehr stark involviert. Einen Praktikanten konnten wir auch schon engagieren. Ich bin sehr glücklich darüber, mit so einem menschlich wie fachlich starken Team arbeiten zu dürfen. Ansonsten ist Raoul Wunderle frisch dazu gekommen – als Unterstützung für mich bei wirtschaftlichen Belangen. Wir freuen uns auch zukünftig auf eine Zusammenarbeit mit ihm. Wenn es weiterhin so gut klappt, wird er bald ein vollwertiges Teammitglied sein.

Was ich ganz vergessen habe: Dein Team und du habt die Ideenphase von Science4Life gewonnen. Herzlichen Glückwunsch dafür!

Akbar: Vielen Dank.

Ihr seid einer der drei Gewinner des bundesweiten Wettbewerbs - und was uns besonders freut: Ihr kommt hier aus Frankfurt. Weshalb habt ihr eigentlich bei diesem Wettbewerb teilgenommen, und was hat es euch gebracht?

Akbar: Wir waren anfangs skeptisch, weil wir schon von anderen Wettbewerben mitbekommen hatten, die qualitativ nicht so hochwertig waren – im Gegensatz zu Science4Life. Nach einem Gespräch mit den Veranstaltern hat sich das jedoch schnell geändert: Wir haben gesehen, dass Science4Life besonders hier in Hessen nicht nur mit dem Wettbewerb fördern möchte, sondern auch Coaches zur Verfügung stellt. Dass wir von Experten lernen, ist für ein junges Team, wie es unseres ist, besonders wichtig. Außerdem kamen verschiedene geschäftliche Kontakte dadurch sehr schnell zustande. Dementsprechend hatten wir die Möglichkeit wahrgenommen, beim Wettbewerb mitzumachen. Wir hatten nicht damit gerechnet, zu gewinnen, das war für uns eine Überraschung – die Konkurrenz war nämlich wirklich sehr stark.

Ganz schön bescheiden!

Akbar: Bescheiden? Kann gut sein. Wir haben immer Respekt vor Visionären, vor Gleichgesinnten.

So könnte die geplante App einmal aussehen: „innocept“ ist eine Community-Plattform, auf der privat und gewerblich genutzte Ladestationen öffentlich zugänglich geschaltet werden. Bild: Innocept.
So könnte die geplante App einmal aussehen: „innocept“ ist eine Community-Plattform, auf der privat und gewerblich genutzte Ladestationen öffentlich zugänglich geschaltet werden. Bild: Innocept.

Was ist überhaupt die Ideenphase?

Akbar: Der Wettbewerb ist in drei Phasen aufgeteilt – die Ideenphase, die Konzeptphase und die Businessplanphase. In der Ideenphase geht es darum, die Geschäftsidee und das Geschäftsmodell darzulegen und bewerten zu lassen, ob das so marktreif sein kann.

Diese Phase habet ihr jetzt gewonnen. Macht ihr nun weiter?

Akbar: Definitiv machen wir weiter, es wäre nicht klug von uns, nach dem ersten Sieg schon aufzuhören. Wir freuen uns auf die Konzeptphase, zu der wir unsere Unterlagen bald einreichen müssen. Das ist noch einmal viel Arbeit, was gut für uns ist, weil wir dadurch noch viel lernen können.

Welche Unterstützung erhaltet ihr Science4Life und von der LandesEnergieAgentur Hessen, die mit Science4Life kooperiert?

Akbar: Zum Beispiel bekommen wir die Coaches zur Verfügung gestellt und finanziert, was großartig ist. Mit ihnen sind wir jetzt schon im Gespräch für die Konzeptphase, um noch einmal das Beste herauszuholen. Ich muss sagen: Vor allen Dingen für ein junges Gründerteam, wie wir es sind, ist Science4Life großartig. Wir sind teilweise ja noch Studenten. Wir sind gerade in der Frühphase darauf angewiesen, von erfahrenen Experten zu lernen, um den nächsten Schritt zu machen – und diese Möglichkeit haben wir durch Science4Life. Dementsprechend ein riesengroßes Dankeschön dafür, dass uns diese Möglichkeiten kostenfrei zur Verfügung gestellt werden und es vor allem auch so unkompliziert funktioniert. Wir haben mittlerweile drei Coaches aus den Bereichen Finanzplanung, Marketing und Vertrieb. Zusätzlich dazu haben wir einen weiteren Coach, der uns beim Businessplan hilft. Gemeinsam versuchen wir, unser Geschäftsmodell zu optimieren und zu schauen, wo man nachjustieren kann.

Also würdet ihr Science4Life jungen Start-ups weiterempfehlen?

Akbar: Ich würde es nicht nur weiterempfehlen. Ich würde sogar sagen, dass es in der frühen Phase nach der Gründung eines Unternehmens sogar ein Pflichtprogramm ist – aus dem ganz einfachen Grund, weil wir in den vergangenen zwei Monaten sehr viel lernen durften durch die ganzen Möglichkeiten, die uns Science4Life geboten hat.

Was ist der Science4Life Venture Cup?

Mit dem Science4Life Venture Cup steht allen Gründern aus den Bereichen Life Sciences und Chemie ein Businessplan-Wettbewerb offen, der speziell auf die Anforderungen der beiden Branchen ausgerichtet ist. Durch den klaren inhaltlichen Fokus wird ein optimaler Mehrwert für alle Wettbewerbsteilnehmer geboten, da Betreuung, Weiterbildung und nicht zuletzt die Bewertung der Wettbewerbsbeiträge ausschließlich durch Branchenexperten aus den Bereichen Life Sciences und Chemie erfolgt.

Der Wettbewerb ist in drei Phasen unterteilt: die Ideenphase, die Konzeptphase und die Businessplanphase. Science4Life bildet damit die verschiedenen Phasen einer Unternehmensgründung ab, die mit der Entwicklung eines Produkts, einer Dienstleistung oder einer digitalen Geschäftsidee beginnt und über die Entwicklung eines Geschäftsmodells bis hin zur konkreten Planung für die ersten Geschäftsjahre reicht.

Die besten Wettbewerbsbeiträge beim Science4Life Venture Cup werden mit attraktiven Geldprämien in Höhe von insgesamt mehr als 60.000€ ausgezeichnet. Darüber hinaus gibt es die Teilnahme an den Science4Life Academy-Days zu gewinnen, in deren Rahmen verschiedene Workshops, Business-Coachings oder individuelle Medientrainings durchgeführt werden.

Wer sich für den „Science4Life Venture Cup“ interessiert und teilnehmen möchte, kann sich bei der LandesEnergieAgentur informieren (Ansprechpartnerin: Janika Collatz, Tel.: +49 611 95017-8663, E-Mail: janika.collatz@lea-hessen.de) sowie auf der Website https://www.science4life.de/.

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