DSM-Befragung 2024: Deutsche Start-up-Szene bleibt in Bewegung
Wie schätzen Start-ups in Deutschland ihre aktuelle Lage ein, wie blicken sie in die Zukunft? Was läuft gut, wo besteht Nachbesserungsbedarf? Der Startup Verband hat sich für seine Befragung "Deutscher Startup Monitor 2024" bei Gründerinnen und Gründern umgehört. Ein Blick in die Ergebnisse.
Die deutsche Start-up-Landschaft ist in Bewegung, die Rahmenbedingungen verändern sich. Und dennoch bleibt die Begeisterung für das Gründen bei den meisten Gründerinnen und Gründern ungebrochen: 82,5 Prozent der hessischen Gründerinnen und Gründer würden als potenzielle „Wiederholungstäter“ nach ihrem jetzigen Start-up erneut gründen. Bundesweit sind es sogar 83,8 Prozent.
Ermittelt hat diese und viele weitere Zahlen der Bundesverband Deutsche Startups in seiner aktuellen Befragung „Deutscher Startup Monitor 2024“ (DSM), deren Ergebnisse am vergangenen Sonntag in München offiziell vorgestellt wurden. 1.828 der bundesweit laut Start-up-Verband rund 20.000 Start-ups nahmen an der Befragung teil. Aus Hessen gingen 117 Antworten ein.
Finanzierung bleibt zentrale Herausforderung für Start-ups
Eine zentrale Herausforderung für Start-ups bleibt das Thema Finanzierung. Denn der Kapitalbedarf bei jungen, innovativen Unternehmen steigt. 74,1 Prozent der befragten Start-ups gaben an, in den kommenden zwölf Monaten externes Kapital aufzunehmen – ein Anstieg um 4,6 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Und auch der Kapitalbedarf steigt. Der größte Anteil an Start-ups (41,2 Prozent) ordnet seinen Bedarf an zusätzlichen Finanzmitteln nun nicht mehr wie 2023 in der Kategorie „bis 500.000 Euro“, sondern im Bereich zwischen 500.000 Euro und 2 Millionen Euro ein.
In puncto Finanzierung profitieren gerade frühphasige Start-ups häufig von staatlichen Förderungen und Business Angels. Die größte Lücke zwischen Bedarf und tatsächlich genutzter Finanzierung besteht wiederum im Bereich Venture Capital und strategische Investoren – dann, wenn es in späteren Phasen um größere Finanzierungsrunden geht.
Profitabilität für Start-ups wichtiger als schnelles Wachstum
Auch der strategische Fokus von Start-ups verschiebt sich weiter: Dem Ziel, profitabel zu wirtschaften, kommt im Vergleich zum schnellen Wachstum eine immer höhere Bedeutung zu. 73,8 Prozent der Start-ups erklärten Profitabilität zu einem (sehr) wichtigen Unternehmensziel, bei Wachstum liegt der Zustimmungswert mit 54,0 Prozent ein gutes Stück dahinter. Zum Vergleich: noch 2021 landete Wachstum als Strategieziel mit 64,0 Prozent knapp vor Profitabilität (58,1 Prozent).
Doch welche Eigenschaften sollte man als Gründer mitbringen, um ein Start-up zum Erfolg zu führen? Fragt man Gründerinnen und Gründer selbst, wird vor allem Resilienz benötigt: 51,3 Prozent sahen die Fähigkeit, durchzuhalten, die eigenen Ziele auch angesichts aufkommender Hürden und möglicher Rückschläge weiter zu verfolgen, als zentrale Eigenschaft für Gründerinnen und Gründer. Ebenfalls von großer Bedeutung sind analytische Fähigkeiten sowie ein gutes Kommunikationsvermögen.
Künstliche Intelligenz ein Zugpferd der Start-up-Szene
Ein zentrales Zugpferd der deutschen Start-up-Szene ist seit einigen Jahren das Thema künstliche Intelligenz (KI). Dieser Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort: Für viele Start-ups ist KI ein zentraler Faktor ihres Produkts. Auf die Aussage „KI als Kern des Produkts“ antworteten dementsprechend 39,1 Prozent der Start-ups mit „stimme zu“, respektive „stimme voll und ganz zu“.
Interessant ist derweil auch ein Blick auf die Gründerinnen und Gründer selbst: denn die sind in den vergangenen Jahren ein Stück älter geworden. Im Vergleich zu 2019 ist ihr Altersschnitt um knapp drei Jahre auf nun 37,8 Jahre gestiegen. Damit sind Gründer allerdings immer noch jünger als der Durchschnitt der gesamten erwerbstätigen Bevölkerung – deren Altersschnitt liegt bei 43,9 Jahren.
Anteil der Gründerinnen geht zurück
Nach einem langsamen, aber kontinuierlichen Anstieg der vergangenen Jahre ist 2024 der Anteil der Gründerinnen im Start-up-Ökosystem erstmals wieder gesunken. Ihr Anteil liegt nun bei 18,8 Prozent (2023: 20,7 Prozent).
Eine wichtige Rolle spielt für Start-ups unabhängig vom Geschlecht auch das Start-up-Ökosystem – und dabei vor allem die Nähe zu Universitäten. Diese schätzen 80,5 Prozent der Befragten als einzigartigen Vorteil des Start-up-Standorts Deutschland ein. In Hessen liegt dieser Anteil bei 72,9 Prozent. Nachholbedarf hat der Start-up-Standort Deutschland derweil vor allem beim Zugang zu Kapital und Investitionen – diesen schätzten bundesweit nur 29,8 Prozent der Start-ups als gut ein, in Hessen sind es 16,5 Prozent.
Start-ups blicken mehrheitlich optimistisch in die Zukunft
Mit Blick auf die kommenden Jahre schätzen Start-ups Gesundheit, Bildung und Energie als wichtigste Zukunftsbranchen ein. Befragt nach ihrer persönlichen unternehmerischen Zukunft, zeigen sich viele Gründerinnen und Gründer trotz aktueller Herausforderungen optimistisch: Zwar schätzen nur 39,0 Prozent der Start-ups ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als „gut“ ein – ein deutlicher Rückgang seit 2021 (damals noch 51,6 Prozent). Dennoch gehen 79,8 Prozent der Befragten davon aus, dass sich ihre Geschäftslage bis Ende 2025 positiv entwickeln wird. Offensichtlich sehen Start-ups in Deutschland für sich also noch viele Chancen.
Den vollständigen Deutschen Startup Monitor 2024 gibt es hier.
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